Donnerstag, 30. September 2010

Aller Anfang ist schwer


Aller Anfang ist schwer

Wenn ich dieses Bild hier sehe,
rückt Erinnerung in meine Nähe,
ich sehe mich bei Oma sitzen,
fühl’ heut’ noch meine Hände schwitzen,
weil ich so verkrampft die Nadeln hielt,
so wie das Mädchen auf dem Bild.
Eifrig war ich, es musste gelingen,
den Topflappen fertig zu bringen
bis Muttertag, er war nicht weit –
also hatt’ ich wenig Zeit!
Die Maschen waren ziemlich fest,
die Wolle gab mir auch den Rest,
sie wickelte sich, war das so dumm
oft mehrmals um den Finger rum.
Oma sah, dass es nicht glückte,
schön, dass sie für mich weiterstrickte,
doch zwischendurch war ich auch dran,
das sah man diesem Lappen an.
So nach und nach lief auch der Faden,
die Finger hatten keinen Schaden –
und es begann mir Freud’ zu machen,
konnte zwischendurch auch lachen,
denn mein Gesicht entspannte sich,
das tat Oma gut, ganz sicherlich!

Und nicht zu glauben, welch’ ein Glück,
am Muttertag lag dieses Stück
am frühen Morgen auf Muttis Teller,
ihre Augen wurden heller,
als sie mein Erstlingswerk nun sah –
die Freud’ war groß, ist ja ganz klar!
Es war ja auch so wunderschön,
bunt und lustig anzusehn,
unten eng und oben breit,
zwischendurch mal ziemlich weit –
jedoch es durfte lange leben,
nichts Schön’res hat es je gegeben
als dieses Werk, so kreativ,
mit Omas Hilfe ging nichts schief!

Erinn’rung – Zeit ohne Wiederkehr:
Aller Anfang ist halt schwer!


© Renate Harig (29.09.2006)


An diese Zeit kann ich mich noch sehr gut erinnern. Meine Oma war eine ganz liebe, fromme Frau. Wir mussten, wenn wir bei ihr waren, sonntags auf alle Fälle in die Kirche gehen. Das war Pflicht! Ohne Widerrede gingen wir auch mit, mit einem Gesangsbuch ausgestattet, deren Lieder wir kaum kannten. So war es halt!
Es hat uns auch nicht geschadet!

Oma hatte 8 Kinder geboren und war allen eine gute Mutter. Später hat sie dann noch die Enkel betreut. Wir durften in den Ferien zu ihr fahren. Sie hatte uns auch das Kartenspiel "Rommé" gelernt und wir haben zusammen mit Begeisterung gespíelt. Das machte echt Spass! Schummeln mochte sie nicht!
Das Sricken hat sie uns Mädchen mit Geduld und Hingabe beigebracht. So, wie im Gedicht beschrieben, lief das Ganze auch ab.
Es ist eine schöne Erinnerung an meine Kinderzeit bei Oma!

Habt Ihr auch schöne Erinnerungen an Eure Oma?
Ganz bestimmt hat der eine oder andere auch eine Kleinigkeit zu erzählen, wie es den mit Oma so war!

Ich wünsche Euch jetzt eine GUTE NACHT!

Eure Renate

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Frau Renate

wunderschön wie Sie die Zeit des stricken Erlernens in Gedichtform verstrickt haben.

Ja aller Anfang ist schwer!

So kann ich mich noch gut an meine ersten Touren auf der Laufmaschen Promenade erinnern. " Innä stächä umä schlooo durä zieh und abeloo" ja und mit diesem Nadelduo zu handwerkeln war nicht einfach und es brauchte Übung - Übung doch meine Mom war eine so gutmütige und herzoffne Lehrerin.

Unsere Familie zählte mit Vater ganze 9 Mannsbilder, eine tolle Bande und diese brauchten nicht nur im derben Winter warme Socken, die erst noch aus eigens gedrehter Schafswolle gefertigt wurden und dann in die kommenden Jahren aus gekauften Wollknäuel. Zur Winterzeit wurde am Abend am warmen Steinofen sitzend, lachend und singend die Wollfäden nicht nur mit dem Marsch von 2 rechts und 2 links verstrickt sondern ein bisschen anders mit Zopfmusterung und so an.

Dazu lagen im Ofenrohr rote Apfelköpfchen die ihren einmaligen Duft verbreiteten und die dann, wenn die Haut geplatzt oder so richtig runzlig da lagen zum Essen aufgetragen wurden.

Mit den 9 Mannsbildern beflügelten das Haus noch wir die 3 Mädels und eine wunderschöne Frauenseele.

Gerade trag ich ein Schmunzeln auf meine Lippen und freue mich, dass ich die Zeit nochmals einfangen kann und dass ich das erleben durfte, diese Zusammengehörigkeit, das Verstrickt sein in und mit meiner Familie.

Liebe Renate nun verabschiede ich mich und ich freue mich immer wieder auf deiner Seite einen kleinen Rast zu machen.

Herzlichliebe - herbstlichgeschmückte Grüessli

Ly

Anonym hat gesagt…

Septämber 2010

Hüt ischt scho dr letschti Septämbär
und ee me üs verseh ischt scho Dezämbär!
Drum freuä mier üs a dem herbschtfarbigä Blättermeer,
au a de Rägägtröpfli wo sich finde im Meer,
a den weich warmä Sunnäschii,
a de zartä Wulchächindär wo zieh verbii,
a de erschti verzauberndhuchzartä Froscht
und a de herrlich mundändä Öpfelmoscht!

- Proscht -

Ly

Traudi hat gesagt…

Hallo liebe Renate,
das Bild von den beiden Mädchen kenne ich irgendwoher, weiß aber nicht mehr von wo.
Und dein Gedicht ist wunderschön. Du kannst das Erlebte wunderbar in Verse fassen.
Der Inhalt des Gedichtes erinnert mich ebenfalls an meine Kindheit. Meine Oma hat mir auch das Stricken beigebracht und in der Schule gings dann weiter mit schönen Hardarbeiten. Ich glaube, heutzutage lernen die Kinder dieses schöne Hobby überhaupt nicht mehr in der Schule. Schade.

Ich schicke dir viele Grüße und wünsche dir eine schöne Zeit.

Traudi

Bärbel Hüpping hat gesagt…

Schön,deine Erinnerungen in ein Gedicht zu fassen.
Ja, die Omas haben schon einiges geleistet damal u. auch die Opas. Heut gibt es das nicht mehr,leider!! Doe Kinder in der Schule lernen Handarbeiten auch nicht mehr, es ist halt traurig.
Und manche Eltern haben keine Zeit.
Meine Oma hatte mir das Häkeln beigebracht,Deckchen, leider kann ich es nicht mehr machen denn meine Augen machen da nicht mehr mit.
Danke das Du uns teilhaben lässt an Deine Errinnerungen.
L.G. Bärbel.

Brigitte hat gesagt…

Liebe Renate, sei herzlich gegrüßt.
Auch ich schreibe seit längerer Zeit Erinnerungs-Geschichten auf.
Ich hatte eine Oma in Westberlin zu wohnen, die Mutter meiner verstorbenen leibl. Mutter, die ich mit meinen Pflegeeltern auch regelmäßig einmal im Monat besuchte. Das ging natürlich nur bis zum 13. Aug. 1961, als dann die Mauer gebaut wurde.
Sie freute sich immer sehr, wenn ich zu ihr kam. Sie war sehr arm, wohnte nur in einer Kochstube, ein Zimmer mit Außentür zum Hausflur.
Dort lebte auch noch der Enkel von ihrem Sohn bei ihr.
Sie schenkte mir immer 1 Banane, 1/2 Tafel Schokolade und 1 Apfelsine. Es war eine sehr liebe Oma, ich fuhr gerne zu ihr.
Zu meiner Jugendweihe, Ostern 1960, war sie zu uns nach Hause, in den Osten gefahren gekommen, mit meinem Cousin, der 3 Jahre älter ist als ich.
Mein Cousin wohnt jetzt seit 2 Jahren, neben uns in der Ein-Raum-Wohnung, wo zuvor mein Schwiegervater lebte. Er ist von München nach Ost-Berlin übergesiedelt. Er ist ein gebürtiger West-Berliner und wollte wieder als älterer Herr in seine Geburtsstadt zurück. Er lebt allein.
Die andere Oma, Vaters Mutter, ist, als er 1 1/2 Jahre war, gestorben.
Meine beiden Jungs haben die Oma, Mutter von Wolfgang, aber die wollte und war niemals eine liebe Oma zu den Kindern. Ihr Sohn wollte sie nicht nach der Scheidung und somit waren ihr auch die Enkel nicht wichtig.
Unsere Jungs haben eine Oma-Liebe und Fürsorge nie kennengelernt.
Meine Schwie-Mu lebt noch, aber der Kontakt zu ihr ist sehr dürftig. Wolfgang hat auch kaum eine Mutter-Bindung zu ihr.
So, nun wars das mit den Befindlichkeiten und der "schönen Erinnerung an die liebe Oma" .
Ich hoffe, Ihr seid wohlauf und ich sage tschüssi, freundliche Sonnenabendgrüße, alles Gute, Brigitte

Dies und Das vom Neckarstrand hat gesagt…

Liebe Renate,
ich mag Deine Gedichte, Deine Fotos, Deine Geschichten - eben alles.
Ich kann mich leider nicht mehr an meine Oma erinnern. Sie starb, als ich Nachzügler gerade mal 2 Jahre war.
Ich ünsche Dir einen schönen Abend
Irmi

Karin hat gesagt…

Was die Generation meiner Großmutter und Mutter in ihrem Leben geleistet hat, ist einfach unbeschreiblich.
Nachts, wenn Großmutter wach lag, dachte sie sich Gedichte und Geschichten für ihre Enkelkinder aus, die sie uns am nächsten Tag vortrug oder erzählte. Ich bedauere es heute außerordentlich, dass ich kein einziges Gedicht und keine Geschichte von ihr je aufgeschrieben habe und so sind ihre Werke allesamt in Vergessenheit geraten. Sie selbst hatte ja keine Zeit, um ihr Erdachtes aufzuschreiben.
Aber ich habe versucht, ihr aufopferungsvolles Leben mit einem Gedicht zu würdigen und ihr damit ein kleines Denkmal zu setzen.
Liebe Grüße
Karin

Meiner Großmutter gewidmet
(1892 – 1977)

Du warst mir herzensgut an allen Tagen,
du hattest keine Zeit, doch nahmst sie dir,
als Kind bewegten mich so viele Fragen
und keine Antwort bliebst du schuldig mir.

Du flicktest unsere zerrissnen Sachen
und wuschst den Schlamm von ausgebeulten Schuh’n.
Ich sah dich ständig eine Arbeit machen,
du hattest wirklich pausenlos zu tun.

Kein Mensch verspürte Not in schlechten Zeiten,
der je an deinem Tisch gesessen hat.
Aus Wenigem schufst du die Köstlichkeiten,
sie machten täglich zwölf Personen satt.

Den schweren Alltag hast du leicht bezwungen,
die Vielzahl deiner Pflichten stählte dich.
Ich hör die Lieder, die du einst gesungen,
dein Lächeln barg den Sonnenschein in sich.

Für zig Probleme warst du Lösungsfinder.
Du legtest nie die Hände in den Schoß.
Sogar die Enkelkinder deiner Kinder,
sie wurden noch mit deiner Hilfe groß.

Um uns hinaus ins Leben zu begleiten,
kamst du um manches Opfer nicht herum.
Du stelltest dich den größten Widrigkeiten.
Vom harten Schinden war dein Rücken krumm.

Die beste Freundin warst du mir geworden,
du gabst stets alles und du gabst dich ganz.
Verliehen hat dir niemand einen Orden
und nie bekamst du einen Ehrenkranz.

Als Leitfigur in meinen Kindheitsjahren
trug jedes deiner Worte sein Gewicht.
Ich liebte dich mit deinen weißen Haaren
und mit den tiefen Falten im Gesicht.

Du warst es, die nie klagte oder schwankte,
so kräftig auch der Sturm des Lebens blies.
Ich weiß nicht, ob ich dir gebührend dankte,
bevor du müde diese Welt verließt.

Du hast mir meine Wege ausgemessen
und lehrtest mich den Lauf im Gegenwind.
Was auch geschieht, ich werde nie vergessen,
woher ich kam, wo meine Wurzeln sind.

© Karin Heinrich

Lemmie hat gesagt…

Liebe Renate!
Solche Erinnerungen habe ich an meine Mutter, die überaus geduldig mit mir war. Schon mit 5 Jahren habe ich mein erstes Stück gestrickt. Es war eine Schürze für meinen Teddy.
Lieben Gruß
Poldi

Unknown hat gesagt…

Mein Erstlingsstück war ein Teddy in der Grundschule - aus hellgelber Baumwolle. (Das arme Tierchen!!!)Ich glaube, meine Oma hat auch so manche Reihe zugesteuert oder auch die Maschen wieder eingesammelt. Ich weiß heute gar nicht, wie sie die Zeit dafür gefunden hat?

Stricken kann ich inzwischen ganz passabel - aber an Socken habe ich mich noch nie drangetraut, weil ich den Hacken nicht kann. Nun habe ich aber Wolle gekauft und beschlossen, das es an der Zeit ist, dazu zu lernen. Ich kenne da jemanden, der sich ein Paar gewünscht hat und die Mühe anerkennen wird, auch wenn das erste Paar noch nicht so perfekt aussieht.

Nächstes Wochenende werde ich viele Stunden im Zug verbringen - da sind dann die Hände gut beschäftigt.

Unknown hat gesagt…

Ach ja - meine Mama hat gehäkelt. Mein erster Teddy trägt noch heute Rock, Pollunder und Jacke aus ihren Händen. Ich werde Pummel mal aus dem Korb suchen und ein Foto machen. ;)

Waltraud hat gesagt…

Guten Morgen liebe Renate,

wunderschöne Kommentare hast du da in deiner Seite. Es tauchen sehr viele Erinnerungen wieder auf, wenn ich das alles so lese.Ich habe früher auch gehäckelt und gestrickt und ich kann mich erinnern, dass es mühsam war, das Stricken zu erlernen. Ich habe lange Zeit nichts mehr gemacht, in der letzten Zeit hab ich wieder mit Häckeln angefangen.

liebe Grüße Waltraud

Martha hat gesagt…

*** bisous liebe Renate, Martha