Donnerstag, 27. November 2014

Was sollen wir uns schenken? Darüber sollten wir alle mal nachdenken!

Foto: Renate Harig

Foto: Renate Harig


Was sollen wir uns schenken?

Was lege ich zum Weihnachtsfest
wohl allen unter’m Baum?
Dieser Gedanke setzt sich fest
und folgt mir in den Traum.
Für jeden eine Kleinigkeit,
und Freude soll sie machen.
Was soll es sein, wo find’ ich sie
unter all’ den vielen Sachen.

Ich geh’ durch die Straßen uns’rer Stadt -
nach Ruhe strebt mein Sinn,
weil ich vom Suchen müd’ und matt
und völlig lustlos bin.
Ich bin erschöpft, mein Kopf ist leer,
ich kann an nichts mehr denken,
sag’ einer mir, ich bitte sehr,
WAS sollen wir uns schenken?

Ich setze mich auf eine Bank
im Kaufhaus irgendwo
und seufze leise: Gott sei Dank,
und bin von Herzen froh,
dass meine Füße Ruhe haben -
ich lehne mich zurück
und alle Geschenke, alle Gaben
entrücken Stück um Stück.

Foto: Renate Harig

„Darf ich“? höre ich da fragen,
vor mir steht eine alte Frau.
„Ja bitte“, höre ich mich sagen,
und sehe ganz genau,
dass ihre Heimat weit von hier,
sie blickt mich freundlich an,
traurig ist sie, so denk’ ich mir,
da frag’ ich irgendwann:
„Wohnen sie hier in dieser Stadt?“
„Ja, kurze Zeit“ kommt es zurück
Ob sie wohl Mann und Kinder hat,
denk’ ich im Augenblick.

Welch’ Schicksal sie ihr eigen nennt?
Woher mag sie wohl kommen,
hierher, wo wenige sie kennt,
mein Herz ist arg beklommen.

„Ich allein, mein Mann schon tot,
Kinder weit, weit fort,
geht mir nicht schlecht, hab’ keine Not,
aber so fremd ist dieser Ort“
Ihre Stimme war sehr leis’
und schlecht das Deutsch ist klar,
Sie vermisst die Heimat, ja, ich weiß,
Tag für Tag und Jahr für Jahr.
Das Sprechen fällt uns beiden schwer,
wir wurden beide still -
Menschen hasten hin und her -
Sie hat mein Mitgefühl.
Ein Lächeln huscht durch ihr Gesicht,
dann steht sie auf, gibt mir die Hand,
„Ein gutes Fest“ mehr sagt sie nicht,
für mich war’s viel, denn ich verstand:

Darum will ein Paket ich machen
für uns alle Groß und Klein,
hinein geb’ ich ganz viele Sachen,
damit man kann zufrieden sein:
Verständnis, Vertrauen und ganz viel Zeit,
Rücksicht und ein offenes Ohr,
Geborgenheit, Gemeinsamkeit,
ein Lächeln öffnet Tür und Tor.
Und wem sie fehlt, will ich sie schenken,
ein bisschen Heimat, ich bin für euch da,
und unter’m Tannenbaum sollen wir denken:
Das sind Geschenke für’s ganze Jahr!

Wir Großen brauchen doch nicht mehr,
zu satt sind wir von all’ den Dingen,
sie können kurze Zeit, nicht mehr
uns echte Herzensfreude bringen!

Die alte Frau aus fremdem Land
kommt oft mir in den Sinn -
im Gedanken reich’ ich ihr die Hand,
bin dankbar, dass ich geborgen bin!


© Renate Harig - 1999



Dieses Gedicht entstand nach einer wahren Begegnung! Es ist wieder einmal so aktuell, wie schon lange nicht mehr! In Anbetracht der vielen Flüchtlinge, die einfach für das Notwendigste dankbar sind, müssen wir uns doch nicht den Kopf zerbrechen, WAS den Geschenke zur Weihnachtszeit sind! Natürlich will man den Liebsten eine Kleinigkeit unter den Christbaum legen, einfach als Zeichen der Liebe und Zuneigung.
Aber müssen es so große, wertvolle Geschenke sein, die ja doch meist nur einen Augenblick Freude bringen und schon am nächsten Tag wieder zu den "anderen Dingen" gelegt oder gestellt werden, von denen man schon genug hat?

Auch in meiner Familie haben wir es immer noch nicht geschafft, uns gar nichts zu schenken - der Vorsatz ist jedes Jahr da und doch, es sind immer wieder Päckchen unter dem Baum.

Jeder muss das für sich entscheiden und schenken ist nun mal schön, vor allem wenn man in die strahlenden Kinderaugen sieht, die natürlich vom Christkind Schönes erwarten!

Wir werden wahrscheinlich nicht ganz ohne Geschenke auskommen können, weil es einfach der Brauch ist und weil es immer so war.
Aber war es immer so? Anders war es! Jedenfalls bei mir daheim, als ich Kind war. Da war vor allem  Genügsamkeit und Bescheidenheit! Wir hatten nie viel unter dem Baum und das Wenige hat uns echt große Freude gemacht! Oft denke ich daran und das Schönste, was mir an diesen Hl. Abenden in Erinnerung ist, war das Geheimnisvolle vor dem Fest, die Freude auf das Christkind und vor allem habe ich in meinem Herzen immer noch die Bilder eines strahlenden Christbaumes, der mir nie mehr so hell und festlich erschien, als in den Kindertagen!
Ich denke OFT an Weihnachten daheim! Sehr OFT!
 

5 Kommentare:

Claudia hat gesagt…

Wunderschöne und nachdenklich machende Worte liebe Renate!
Auch ich denke oft an Weihanchten daheim, wie es früher war, ohne viel eschenke, aber mit viel Liebe und Zusammenhalt!
Ich wünsche Dir noch einen schönen und gemütlichen Abend !
♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

Anonym hat gesagt…

Wie berührend diese Begegnung.. ich und mein Schatz wir schenken uns nichts wir haben ein schönes Zuhause das wir lieben und uns zwei die sich lieben was wollen wir mehr. Auch nichts den Kindern, warum was sinnloses kaufen nur um was drin ist und viel Geld verschwendet udn auf der Welt hungern sie und ahbens kaum was anzuziehen deswegen denke ich, ich muss umdenken lernen und Konsum ist so unwichtig in meinem Leben natürlich das was ich möchte will ich auch nicht vermissen..
Aber gerade an diesen Tagen ein Kerzenlicht an zünden udn feste an all die Menschen kraft schicken ist notwendiger wie all das andere. Ich bin auch zum Weihnachtsmarkt schon gegangen aber.. schua mir alles an aber ich habe für mich gesgat ich kaufe nichts, hab so vieles noch von den Jahren also genug davon..
Schön dein Posting um umzudenken wenigstens etwas..
Gute Nacht schlaf schön!
Lieben Gruss Elke

Erika hat gesagt…

Liebe Renate,
Begegnungen müssen nicht von langer Dauer sein um tiefe Spuren zu hinterlassen. Dieses Erlebnis hast du so herzerwärmend nieder geschrieben, dass einen fast die Tränen kommen. DANKE
Liebe Grüße aus der Ferne - Erika

Anonym hat gesagt…

Ja was sollen wir schenken... Wir schenken uns ja nichts, ausser das mein Mann mich gestern fragte was ich noch gerne hätte ;-)

Wir schenken uns auf jeden Fall Ruhe und Gelassenheit in trauter Zweisamkeit. Keine Besuche, keine langen Autofahrten. Kein Stundenlanges kochen. Der Essensplan steht in groben Zügen und einen Tag möchten wir Essen gehen. Meist gehen wir den zweiten Tag mit Freunden essen, das dürfte dieses Jahr ausfallen. Einkäufe werden bei Zeiten erledigt und so dürfte dieses Jahr das Fest ruhig von statten gehen... Hoffentlich kommt nichts dazwischen.

Euch wünsche ich auf jeden Fall viel Freude mit euren Lieben und nie vergessen zu sagen, wie sehr ihr den anderen liebt :-)

Hab einen schönen 1. Advent ♥
kkk

karl hat gesagt…

Auf der Flucht

Leises Jammern, Bitten,
Flehen dringt zu mir
es ist kaum noch zu ertragen
fast das Herz zerreißt es mir

Totenstille,
wie von Geisterhand
eine Frau ein Kind im Arme
reicht mir bittend ihre Hand
und ich fühl' die Hand die Warme

Doch mein Blick der sieht indessen
zwei Kinderaugen schwarz und groß
diesen Blick den werd' ich nie vergessen
lieber Gott was mach ich bloß

stumm vor Trauer kann ich weinen
ich bin reich ich hab' noch Tränen
diese Menschen können nicht mehr weinen
sie haben nicht einmal mehr Tränen (Karl Miziolek)

liebe Grüße
Karl