Samstag, 22. Dezember 2012

Wie's damals war.........



Folgendes Gedicht basiert auf wahren Begebenheiten. So, wie ich es in dem Gedicht beschrieben habe, so war es wirklich. Erzählt hat mir davon mein Jugendfreund, den ich schon als kleine Mädchen kannte. Wir haben uns dann aus den Augen verloren und nach Jahren wieder getroffen! Jetzt sehe ich ihn immer, wenn ich in Österreich bin.


Wie’s damals war

Einen Jugendfreund ich wiederfand
nach vielen, vielen Jahren.
Er lebt in meinem Heimatland,
zu dem ich hingefahren.
Da saßen wir nach langer Zeit,
er erzählte viele Stunden -
Auch eine Geschichte, die so wahr,
kein Wort hat er erfunden!

„40 Jahre ist es her,
war meine Kinderzeit -
Geh’ ich den Weg nochmal zurück,
erscheint er mir nicht weit.
Jene Tage sind so nah,
grad’ so, als ob es gestern war!

Hl. Abend war’s und schrecklich kalt,
kalt auch in uns’ren Stuben.
Die Mutter dachte hin und her:
‘Was schenk’ ich nur den Buben?’
Nichts war im Haus, die Armut groß,
es war zum Hände ringen.
Vater, er war arbeitslos,
er konnte nichts heimbringen!

Die Brüder waren noch so klein,
sie hofften auf des Christkinds Gaben.
Ich redete den Kleinen ein:
„Man kann nicht alles haben!“
Ich wußte ja, wer’s Christkind war,
wer’s Glöckchen ließ erklingen -
und doch, ich dachte ab und zu:
Wird „es“ auch mir was bringen?

Ich war schon groß, 10 Jahre alt -
Mit dem Onkel und den Brüdern
gingen wir durch den Winterwald
und sangen Weihnachtslieder.
Die Kleinen schauten überall,
genau hinter Hecken und Buchen,
ob da nicht ein Sternchen lag,
sie wollten das Christkind suchen!
Onkel erzählte von der großen Welt
und wir sollten doch bedenken,
dem Christkind fehle es an Geld,
um alle zu beschenken.
Was er meinte - ich verstand -
doch was war mit den Kleinen?
Fest drückte ich des Onkels Hand,
fast wollte ich losweinen.

Langsam gingen wir nach Haus,
Schnee glitzerte im Sternenschein,
hinter Fenstern sah’s schon festlich aus,
Hoffnung schlich in mein Herz sich ein.
‘War’s Christkind da’, so fragten wir.
‘Ist’s auch zu uns gekommen?’
Mutter sagte: ’Es war hier’
und hat uns in den Arm genommen.
‘Das Christkind hatte nicht viel Zeit,
auch konnt’ es nicht viel tragen.
Die Nacht ist kalt, der Weg so weit,
jedoch, es läßt euch sagen,
daß ihr brave Kinder seid
und es euch von Herzen liebt
und nächstes Jahr, zur Weihnachtszeit,
es ganz bestimmt was Schönes gibt!’

Ein kleines Bäumchen, winzig klein,
mit einer Handvoll Kerzen,
leuchtete mit mildem Schein
in unser aller Herzen.
Etwas Gestricktes lag noch da,
zurechtgemacht und neu umsäumt -

Dieser Abend ist mir so nah
und oft hab’ ich von ihm geträumt!

Wir waren arm und dennoch reich,
heut’ weiß ich längst, was wirklich zählt!
Etwas, das für alle gleich
und Wunden heilt auf dieser Welt!
Geschenke machen es nicht aus,
immer muß ich daran denken.
Geborgenheit und ein Zuhaus’
sollten sich alle Menschen schenken!

Der Mutter möchte Dank ich sagen.
Ich gäb’ was drum, wär’ sie noch da!
Dort, über allen Wolkenlagen,
bleibt sie mein Leben lang mir nah!“

So erzählte er, wie’s damals war -
wir wurden still - aus weiter Ferne
strahlte ein Licht, so hell und klar,
heller noch als tausend Sterne.
Manche Menschen zu früh gehen,
begleiten uns ein kleines Stück
durch unser Leben - wir verstehen,
nur Erinnerung holt sie zurück!

(c) Renate Harig 1994


Es ist ein langes Gedicht, aber es lohnt, sich die Zeit zu nehmen und zu lesen. Bilder tauchen auf, die vielleicht dem einen oder anderen bekannt vorkommen. Heute gibt es schon wieder soviele Menschen, die arm sind, es werden immer mehr. Wo der Vater oder auch die Mutter arbeitslos geworden sind, und das Geld ausbleibt, da zieht die Armut ins Haus.

Jemand, der damit nie konfrontiert wurde, kann es nicht verstehen. Ich kann es gut verstehen, denn meine Eltern waren auch arm. Vati hat nur das Notwendigste an Geld nach Hause gebracht und Mutti musste jeden Schilling umdrehen, damit es einigermaßen für den Unterhalt reichte. Es war einmal - aber es ist schon wieder so aktuell, wie schon lange nicht mehr!

Ich denke an Weihnachen immer daran, wie schwer es für meine Eltern war, uns nur eine Kleinigkeit unter den Baum zu legen. Wir Kinder waren mit allem, aber wirklich mit allem so froh und zufrieden. Was mir NIE aus dem Kopf geht, ist der strahlende Christbaum mit den echten Kerzen, der niemehr im Leben für mich so hell und geheimnisvoll leuchtete, wie damals in der Kinderzeit!

Für mich ist heute noch der Christbaum und die Krippe darunter das Wichtigste am Weihnachtsfest!

Ich wünsche EUCH allen von Herzen eine gesegnete WEIHNACHT
Die Krippe hat mein Mann gebastelt. Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste mich ganz klein machen und mich in einem Eckchen im Stall hinsetzen, um dem Christkind nahe sein zu können. Da hat sich gerade das Kind in mir wieder gemeldet



Ein schönes, friedvolles

WEIHNACHTSFEST

wünscht  Euch
Eure Renate


 
 

12 Kommentare:

Waltraud hat gesagt…

Das hast du auf unserer Weihnachtsfeier vorgelesen beim Kneipp Verein. Eine Reise in die Vergangenheit und sehr schön anschaulich geschrieben.Danke Renate.
Alles Liebe für dich, Waltraud

Erika hat gesagt…

Liebe Renate,
es hat sich wirklich gelohnt alles zu lesen.
Die Krippe die dein Mann gemacht hat ist sehr schön. Da müsstest du schon ein Däumelinchen sein um in ihr Platz zu finden.
Wünsche dir und deiner Familie ein gesegnetes Weihnachtsfest
Erika

Lemmie hat gesagt…

Liebe Renate!
Solche Weihnachtsfeste erlebten wir als Kinder auch. Unser Vater verstarb, als ich 5 Jahre alt war. Meine Mutter fand viele Jahre keine Arbeit. Wir waren 4 Kinder. Aber sie wusch Wäsche für Fremde, verkaufte Eier von unseren Hühnern, usw. Aber am Hl. Abend gab es für uns immer ein Geschenk, das sie selbst anfertigte. Entweder ein Kleid, ein Mantel aus einem alten Uniformstoff, oder für mich eine genähte Puppe mit Haaren aus gelber Wolle. Und immer auch ein Buch für jeden. Auch für mich.
Es sind so schöne Erinnerungen für uns.
Schöne Weihnachtsfeiertage wünsche ich euch
Poldi

Wildgooseman hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Wildgooseman hat gesagt…

Liebe Renate!
Solche Erinnerungen hat sicher jeder von uns irgendwo in einem Winkel seines Bewusstseins, zehrt davon, wenn es wieder einmal sehr hektisch wird uns alles über den Kopf zu wachsen droht.
Und eben diese Erinnerungen sind es, die uns zu Menschen machen, die wieder sagen können - und dürfen:
ALLE JAHRE WIEDER !
Mögen diese Gedanken nie untergehen!
Herzliche Weihnachtsgrüße von
Poetikon~

Anonym hat gesagt…

Liebe Renate
wie wunderschöne besinnlich du dieses Posting ausgedach thast es berührt mich sher und auch meinen Erinnerung steigen hoch als noch die Kinder klein waren oder ich kein Fest hatte als Kind das Freude brachte mir.
Ich wünsche dir ein schönes Weihnachstfest ein liebes Andenken an deine liebe Schwester in deinem Herzen und besinnliches sein soll für dich und deinen Mann!
Lieben Gruss Elke

Klaus-Dieter hat gesagt…

Liebe Renate, ich habe mit Interesse alles gelesen, was du da verfasst hast und viele Erinnerungen kamen bei mir hoch, unter anderem, wie schwer unsere Kindheit war und ja, nicht jeder kann nachvollziehen, wie es ist, wenn man arm ist, arm, ohne was dafür zu können, danke uns alles Gute, schöne Weihnachten, Klaus aus Waren an der Müritz

Andrea hat gesagt…

Hallo liebste Renate!Ach,ist das wieder eine wunderschöne Geschichte,und so wahr.....etwas zum Nachdenken.....Die Krippe sieht sehr schön aus!
Ich wünsche euch ein wunderschönes,friedliches Weihnachtsfest und ganz,ganz viel Gesundheit!Alles Liebe,Andrea!

Karl-Heinz hat gesagt…

Liebe Renate,
das ist ein schoenes Gedicht und auch sonst hat Du Deine Seiten nett zurecht gemacht.
Ja, ich erinnere mich an Weihnachten 1945 und 1946, wo es einfach nichts gab, egal wie arm oder reich man war. Man war schon dankbar, wenn man nicht zu sehr hungerte und man nicht frieren musste.
Hoffe derartige Zeiten nie wieder erleben zu muessen.
Wuensche Euch ein Frohes Weihnachten.

Anonym hat gesagt…

Liebe Renate, mein Vater konnte durch eine Kriegsverletzung seinen Beruf als Tischler nicht mehr ausüben. Und das bei drei Kindern.
Was habe ich mich gefreut über ein Kleidchen für meine Puppe.
Übrigens, meine Puppenstube war aus Pralinenkartons gebaut worden.

Die Erinnerungen deines Freundes sind wundervoll dargebracht.
Ja, so war es früher.
Kirche, Baum mit echten Kerzen, ein paar Süßigkeiten, das war Weihnachten.
Ich wünsche dir und deinem Mann und allen deinen Lieben gesegnete Weihnachten
deine Bärbel

die3kas hat gesagt…

Die Zeiten haben sich schwer gewandelt und heute steht der Konsum im Vordergrund.
Ein Grund warum wir das Schenken seit Jahren lassen.
Wir möchten diese TAge im Kreise der Familie und in Ruhe verleben.
Das fängt jetzt gleich mit einem schönen Essen an.

Liebe Renate, ich komme zu dir um euch friedliche und fröhliche Weihnachten zu wünschen.
Feiert schön,habt besinnliche Tage.

Alles Gute und wir lesen uns weiterhin
Frohe Weihnachten! P.

elfi s. hat gesagt…

Liebe Renate,
das ist ein wunderschönes Gedicht, was auch nachdenklich macht. Manchmal hat man das Gefühl, heute zählen nur materielle Werte.
das Wichtigste ist doch, eine Familie zu haben, in der man sich geborgen fühlen kann.
Ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes, erholsames Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr.
Auch im nächsten Jahr freue ich mich auf deine einfühlsamen Gedichte.
Alles Liebe
Elfi