Dienstag, 10. Mai 2011

Die Rose


Die Rose

Von Rainer Maria Rilke gibt es eine Geschichte aus der Zeit seines ersten Pariser Aufenthaltes.
Gemeinsam mit einer jungen Französin kam er um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne zu irgendeinem Geber je aufzusehen, ohne ein anderes Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern als nur immer die Hand auszustrecken, saß die Frau stets am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin gab häufig ein Geldstück. Eines Tages fragte die Französin verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab ihr zur Antwort: "Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand." Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte weiße Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen.

Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon.

Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Vergeblich suchte die Begleiterin Rilkes eine Antwort darauf, wer wohl jetzt der Alten ein Almosen gebe.

Nach acht Tagen saß plötzlich die Bettlerin wieder wie früher am gewohnten Platz। Sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre Bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand. "Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur gelebt?", frage die Französin. Rilke antwortete: "Von der Rose . . ."


Diese Geschichte habe ich gefunden. Sie hat mich sehr berührt und mir wieder einmal gezeigt, dass es die Kleinigkeiten sind, die Herzen berühren und in der Seele ein Licht anzünden!

Ich wünsche Euch eine GUTE Woche.

Liebe Grüße

Eure Renate

10 Kommentare:

Karl-Heinz hat gesagt…

Renate, dass ist eine wirklich rührende Geschichte, vor allem wenn sie der Wirklichkeit entspricht.
Ich habe mich sehr über Deinen Besuch bei mir gefreut.
Es ist nach vielen kalten und regnerischen Tagen bei uns plötzlich sonnig und sehr warm geworden - sogar leicht über 30°C. Von einem Extrem zum anderen. Der Mississippi führt so viel Wasser, wie seit 1937 nicht mehr und vieles steht unter Wasser.
LG Karl-Heinz

karl hat gesagt…

wunderbar, Bild und Text,den kenne ich schon
lg
Karl

Anonym hat gesagt…

Ja ist denn schon Sommer ?
Bei mir blühen sie noch nicht, kann aber nicht mehr lange dauern

Herzlichst ♥ Marianne

Bärbel hat gesagt…

Liebe Reni!
Im Grunde kann doch alles im Leben so einfach u. schön sein!
Aber leider ist es nicht immer so. Wenn man glaubt jetzt ist alles ok,dann bekommt man wieder einen "Schlag" weg. So ist es z.Z. bei mir.
Rosen blühen bei uns noch nicht, wird auch noch ein bischen dauern. Was wir brauchen ist Regen u. nochmals Regen.
Liebe Grüße sendetDir, Bärbel.

Martha hat gesagt…

ja bei uns blühen die Rosen schon, jedenfalls hier hinter dem Haus und ich finde sie schön, die Rosen aber auch die Geschichte. Was ich heute nicht sooo schön finde, sind meine Schmerzen. Mein Rücken, oder meine Hüfte oder was auch immer schmerzt heute so verrückt, dass ich kaum laufen kann. Und ich weiss, ich muss gegen 16.00h noch zur Arbeit. Es ist eine tolle Arbeit, ich mache mit Kinder, die etwas Mühe haben, ihre Hausaufgaben. Nur wenn es mir so geht wie heute, dann muss ich mir überlegen, dass ich im nächsten Jahr diesen Job nicht mehr ausübe. Das wird wieder ein spergenila Abschied. *leise*(ich hasse Abschied, Abschied ist immer ein bisschen wie sterben ... *schnelltränewegwisch*)

Aber Dir liebe Renate wünsche ich alles, alles Gute und ich sage lieben Dank für die tollen Geschichten und Bilder, die Du uns hier immer wieder so toll schenkst, bisous, Martha

Anonym hat gesagt…

Hallo Renate,
Deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Das Bild mit der Rose und der Puppe sieht super aus.
Liebe Grüße
ULli

Martha hat gesagt…

Danke Renate, herzlichen Dank für Deine schönen Rosen. Es freut mich, wenn Dir dananch ist und Du mich das auch wissen lässt - danke.

bisous und en güete Tag, Martha

Anonym hat gesagt…

Diese Geschichte wurde an Fronleichnam im letzten Jahr in der Messe vorgelesen und jeder bekam anschließend ein Rosenblatt.
Sie ist so anrührend, die Geschichte, ich finde sie immer wieder schön.
Liebe Grüße

Lemmie hat gesagt…

Liebe Renate!
Eine schöne Geschichte. Auch ich bin immer sehr glücklich, wenn ich eine Rose geschenkt erhalte, besonders dann, wenn sie weiß ist.
Lieben Gruß
Poldi

Gerti Kurth hat gesagt…

Liebe Renate,
ich kannte die Geschichte nicht und sie gefällt mir. Wie sinnreich sie ist. Nicht immer ist das Materielle das, was der Mensch braucht, er braucht auch Nahrung für die Seele.
Liebe Grüße von
Gerti