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Die Fee hab' ich mir von einem Stockbild "ausgeliehen" - das Drumherum habe ich bearbeitet! |
Als die Januarfee das Glück suchte
Am ersten Tag des neuen Jahres zog die Januarfee ins Land.
Sie war ungeduldig und konnte es kaum erwarten, mit ihrer Arbeit zu beginnen.
Das Jahr war neu und rein. Ihr Monat, der Januar, stellte
den Anfang der kommenden Zeit dar.
Die Januarfee lächelte. Sie liebte alles Neue und sie liebte ihren Monat.
Voller Vorfreude schwebte sie über das Land. Das aber sah gar nicht neu aus. Es
strahlte auch keine hoffnungsfrohe Glückseligkeit aus. Nein, alt und grau
schien es zu sein. Verbraucht. Auch traurig irgendwie. Die Menschen und Tiere
schienen unzufrieden zu sein mit dem Neuen, das das Jahr im Januar brachte.
Viele Tiere schliefen, andere jagten stumm ihrer Nahrung hinterher. Müde
schienen sie zu sein. Müde wirkten auch die Menschen. Müde, lustlos, auch
ängstlich und bekümmert und dennoch schon wieder nervös und gestresst.
Was war los mit dem Januar? Ermüdete er das Land? Ließ er seine Bewohner nicht
zur Ruhe kommen? Jagte er ihnen gar Furcht ein? Die Fee war bestürzt.
„Wurzelt das neue Jahr im Grau des Winters?“, rief sie aus. „Nein. So stelle
ich mir das Leben in meinem Monat nicht vor. Auch im grauesten Grau schimmert
ein Leuchten, ein Blau.“
Die Januarfee sah zum Himmel empor. Wolken. Dicke graue Wolken hingen über dem
kahlen Land. Für fröhlich weiß glitzernden Winterschnee schien es noch nicht
bereit zu sein. Es hatte nur Platz für Kälte, Feuchtigkeit und düstere
Ungemütlichkeit.
„Glück!“, murmelte die Fee. „Das Glück für das neue Jahr. Noch fehlt es. Oder
zumindest der Glaube daran. Ihm Raum zu schaffen in meinem jungen Monat sollte
meine wichtigste Aufgabe sein. In jeder kleinen leisen Freude steckt auch ein
Stückchen Glück.“
Sie hob die Arme und breitete sie weit über dem Land aus.
Und weit über das Land legte sich der Atem ihres blau-weiß-grau gestreiften,
nach frischem Schnee, Vanille-Eis und heißer Schokolade duftenden Umhangs.
Dabei sang sie ihr leises Lied vom kleinen Glück:
„Der Himmel ist grau,
doch siehst du ein Blinken,
ein schimmerndes Winken,
in zaghaftem Blau?
Unsichtbar versteckt,
das Ziel noch verborgen,
im Schleier des Morgen.
Glück dem, der’s entdeckt.
Das Glück prägt die Zeit.
Für jeden ein Stückchen
vom ganz kleinen Glückchen
für jeden bereit.
Noch jung ist das Jahr.
Doch ahnst du ein Freuen,
ein Hoffen des Neuen
stumm zauberzart klar.
Die Januarfee sang ihr Lied viele Tage, und aus ihrem
Zauberumhang fielen Millionen klitzekleiner Glücksteinchen auf Straßen und Dächer, in Höfe und Gärten, auf Wiesen und Felder, auf
Berge und Wälder, auf Flüsse und Seen, auf Dörfer und
Städte. Sie machten das Wintergrau jeden Tag ein bisschen heller und
zauberten ein klitzekleines Lächeln in die Gesichter der Menschen.
© Elke Bräunling
Diese Geschichte bekam ich heute von Christoph geschickt! DANKE. Sie ist einfach lieb und für Groß und Klein bestimmt schön zu lesen. Die Welt ist so ernst, da kann man schon ab und zu ein Märchen vertragen. Gerne sogar, denke ich!!!!
Liebe Grüße Eure * Renate *
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Headerbild und dieses Foto: Simon Wüthrich - DANKE |