Montag, 19. Oktober 2015

Eine Geschichte, die nachdenklich stimmt

Die drei Söhne
       
Drei Frauen wollten am Brunnen Wasser holen. Nicht weit davon saß ein alter Mann auf einer Bank und hörte zu, wie die Frauen ihre Söhne lobten.
„Mein Sohn“, sagte die erste, „ist so geschickt, dass er alle anderen hinter sich läßt...“ „Mein Sohn“, sagte die zweite, „singt so schön wie die Nachtigall! Es gibt keinen, der eine so schöne Stimme hat wie er...“
„Und warum lobst du deinen Sohn nicht?“ fragten sie die dritte, als diese schwieg. „Er hat nichts, was ich loben könnte“, entgegnete sie. „Mein Sohn ist nur ein gewöhnlicher Knabe, er hat nichts Besonderes an sich und in sich...“
Die Frauen füllten ihre Eimer und gingen heim. Der alte Mann aber ging langsam hinter ihnen her. Die Eimer waren schwer und die abgearbeiteten Hände schwach. Deshalb legten die Frauen eine Ruhepause ein, denn der Rücken tat ihnen weh.
Da kamen ihnen drei Jungen entgegen. Der erste stellte sich auf die Hände und schlug Rad um Rad. Die Frauen riefen: „Welch ein geschickter Junge!“ Der zweite sang so herrlich wie die Nachtigall, und die Frauen lauschten andachtsvoll mit Tränen in den Augen. Der dritte Junge lief zu seiner Mutter, hob die Eimer auf und trug sie heim.
Da fragten die Frauen den alten Mann: „Was sagst du zu unseren Söhnen?“ „Wo sind eure Söhne?“ fragte der alte Mann verwundert. „Ich sehe nur einen einzigen Sohn!"

Leo N. Tolstoi


Einfach mal etwas zum Nachdenken!

Liebe Grüße in die neue Woche

Eure Renate






5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Erziehung ist nach wie vor alles und durch nichts zu ersetzen.
Nachdenklich ist die Geschichte ganz bestimmt und so mancher sollte sie kennen ;-)


Sei ♥-lich gegrüsst
kkk

Claudia hat gesagt…

Liebe Renate,
danke für diese wundervolle und lehrreiche Geschichte!
Ich wünsch Dir einen schönen und fröhlichen Herbsttag!
♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

Erika hat gesagt…

Liebe Renate
Danke für die Geschichte. Ich kenne sie... und sie berührt mich immer wieder. Ich gab diese Geschichte mal meinen Mann... und er hat sie bei einer Muttertagsfeier vorgetragen.
Ganz liebe Grüße aus deiner Heimat - Erika

Anonym hat gesagt…

Tja, Hilfsbereitschaft war damals nicht vorzeigbar.
Eine wundervolle Geschichte, meine liebe Renate.
Aber 3 Eimer, dann war er auch stark.
Herzlichen Dank für die schöne Geschichte ♥
deine Bärbel

frank hat gesagt…

Liebe Renate,
danke für diese Geschichte.
Hilfsbereitschaft ist eine Tugend, die heute, so scheint es mitunter, nicht mehr viel wert ist.
Deswegen ist es so wichtig, dass Du sie wieder zum Lesen hervor geholt hast.
Ich wünsche Dir eine schöne Restwoche und ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße
Frank