Folgendes Gedicht basiert auf wahren Begebenheiten. So, wie ich es in dem Gedicht beschrieben habe, so war es wirklich. Erzählt hat mir davon mein Jugendfreund, den ich schon als kleine Mädchen kannte. Wir haben uns dann aus den Augen verloren und nach Jahren wieder getroffen! Jetzt sehe ich ihn immer, wenn ich in Österreich bin.
Wie’s damals war
Einen Jugendfreund ich wiederfand
nach vielen, vielen Jahren.
Er lebt in meinem Heimatland,
zu dem ich hingefahren.
Da saßen wir nach langer Zeit,
er erzählte viele Stunden -
Auch eine Geschichte, die so wahr,
kein Wort hat er erfunden!
„40 Jahre ist es her,
war meine Kinderzeit -
Geh’ ich den Weg nochmal zurück,
erscheint er mir nicht weit.
Jene Tage sind so nah,
grad’ so, als ob es gestern war!
Hl. Abend war’s und schrecklich kalt,
kalt auch in uns’ren Stuben.
Die Mutter dachte hin und her:
‘Was schenk’ ich nur den Buben?’
Nichts war im Haus, die Armut groß,
es war zum Hände ringen.
Vater, er war arbeitslos,
er konnte nichts heimbringen!
Die Brüder waren noch so klein,
sie hofften auf des Christkinds Gaben.
Ich redete den Kleinen ein:
„Man kann nicht alles haben!“
Ich wußte ja, wer’s Christkind war,
wer’s Glöckchen ließ erklingen -
und doch, ich dachte ab und zu:
Wird „es“ auch mir was bringen?
Ich war schon groß, 10 Jahre alt -
Mit dem Onkel und den Brüdern
gingen wir durch den Winterwald
und sangen Weihnachtslieder.
Die Kleinen schauten überall,
genau hinter Hecken und Buchen,
ob da nicht ein Sternchen lag,
sie wollten das Christkind suchen!
Onkel erzählte von der großen Welt
und wir sollten doch bedenken,
dem Christkind fehle es an Geld,
um alle zu beschenken.
Was er meinte - ich verstand -
doch was war mit den Kleinen?
Fest drückte ich des Onkels Hand,
fast wollte ich losweinen.
Langsam gingen wir nach Haus,
Schnee glitzerte im Sternenschein,
hinter Fenstern sah’s schon festlich aus,
Hoffnung schlich in mein Herz sich ein.
‘War’s Christkind da’, so fragten wir.
‘Ist’s auch zu uns gekommen?’
Mutter sagte: ’Es war hier’
und hat uns in den Arm genommen.
‘Das Christkind hatte nicht viel Zeit,
auch konnt’ es nicht viel tragen.
Die Nacht ist kalt, der Weg so weit,
jedoch, es läßt euch sagen,
daß ihr brave Kinder seid
und es euch von Herzen liebt
und nächstes Jahr, zur Weihnachtszeit,
es ganz bestimmt was Schönes gibt!’
Ein kleines Bäumchen, winzig klein,
mit einer Handvoll Kerzen,
leuchtete mit mildem Schein
in unser aller Herzen.
Etwas Gestricktes lag noch da,
zurechtgemacht und neu umsäumt -
Dieser Abend ist mir so nah
und oft hab’ ich von ihm geträumt!
Wir waren arm und dennoch reich,
heut’ weiß ich längst, was wirklich zählt!
Etwas, das für alle gleich
und Wunden heilt auf dieser Welt!
Geschenke machen es nicht aus,
immer muß ich daran denken.
Geborgenheit und ein Zuhaus’
sollten sich alle Menschen schenken!
Der Mutter möchte Dank ich sagen.
Ich gäb’ was drum, wär’ sie noch da!
Dort, über allen Wolkenlagen,
bleibt sie mein Leben lang mir nah!“
So erzählte er, wie’s damals war -
wir wurden still - aus weiter Ferne
strahlte ein Licht, so hell und klar,
heller noch als tausend Sterne.
Manche Menschen zu früh gehen,
begleiten uns ein kleines Stück
durch unser Leben - wir verstehen,
nur Erinnerung holt sie zurück!
(c) Renate Harig 1994
Es ist ein langes Gedicht, aber es lohnt, sich die Zeit zu nehmen und zu lesen. Bilder tauchen auf, die vielleicht dem einen oder anderen bekannt vorkommen. Heute gibt es schon wieder soviele Menschen, die arm sind, es werden immer mehr. Wo der Vater oder auch die Mutter arbeitslos geworden sind, und das Geld ausbleibt, da zieht die Armut ins Haus.
Jemand, der damit nie konfrontiert wurde, kann es nicht verstehen. Ich kann es gut verstehen, denn meine Eltern waren auch arm. Vati hat nur das Notwendigste an Geld nach Hause gebracht und Mutti musste jeden Schilling umdrehen, damit es einigermaßen für den Unterhalt reichte. Es war einmal - aber es ist schon wieder so aktuell, wie schon lange nicht mehr!
Ich denke an Weihnachen immer daran, wie schwer es für meine Eltern war, uns nur eine Kleinigkeit unter den Baum zu legen. Wir Kinder waren mit allem, aber wirklich mit allem so froh und zufrieden. Was mir NIE aus dem Kopf geht, ist der strahlende Christbaum mit den echten Kerzen, der niemehr im Leben für mich so hell und geheimnisvoll leuchtete, wie damals in der Kinderzeit!
Für mich ist heute noch der Christbaum und die Krippe darunter das Wichtigste am Weihnachtsfest!
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Ich wünsche EUCH allen von Herzen eine gesegnete WEIHNACHT |
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Die Krippe hat mein Mann gebastelt. Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste mich ganz klein machen und mich in einem Eckchen im Stall hinsetzen, um dem Christkind nahe sein zu können. Da hat sich gerade das Kind in mir wieder gemeldet |
Ein schönes, friedvolles
WEIHNACHTSFEST
wünscht Euch
Eure Renate